Tischlein deck Dich
Märchen der Brüder Grimm
Dramatisiert von Christina Jonke
Für Spielerinnen und Spieler ab 8 Jahren
Spieldauer cirka 20 - 25 Minuten
© Christina Jonke
Figuren:
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Vater
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Sohn1
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Sohn2
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Sohn3
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Geselle
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Müller
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Tischler
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Drechsler
- Ziege
Inhalt:
Ein Schneider lebte mit seinen drei Söhnen zusammen. Sie waren arm und nur eine Ziege nährte sie mit ihrer Milch. Jeden Tag wurde das Tier auf eine Wiese mit besten Kräutern geführt. Als der Älteste am Abend nach Hause wollte und die Ziege fragte, ob sie satt sei, antwortete diese: „Ich bin so satt, ich mag kein Blatt.“ Dem Vater zu Hause antwortete sie mit allerdings auf dieselbe Frage: „Wovon sollte ich satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein und fand kein einzig Blättelein.“ Der Vater glaubte ihr und warf seinen Ältesten zornig aus dem Haus. Seinen beiden anderen Söhnen erging es in den folgenden Tage genauso. Erst als der Vater die Ziege selbst auf die Weide brachte und sie auch ihm die unterschiedlichen Antworten gab, erkannte er, dass er seinen Söhnen Unrecht getan hatte. Die Söhne gingen unterdessen bei einem Tischler, einem Müller und einem Drechsler in die Lehre. Der Älteste erhielt zum Abschied von seinem Lehrmeister einen kleinen Tisch, der auf den Zuruf „Tischchen, deck dich!“ sich in einen feinst gedeckten und mit Speisen versehenen Tisch verwandelte. Der mittlere Sohn bekam einen Esel. Rief man ihm „Eslein streck dich!“ zu, fielen ihm vorne und hinten Goldstücke heraus. Nach den Jahren in der Fremde hofften die Burschen, dass sich der Vater freuen würde, sie zu se¬hen. So kamen sie nach Hause und wollten ihrem Vater die Geschenke zeigen. Auf dem Weg dahin, trafen sie auf einen gar arglistigen Wandergesellen, der sie um ihre Schätze brachte und den Tisch und den Esel gegen ganz normale Exemplare austauschte. Als sie dem Vater den Tisch und den Esel vorführen wollten, traf sie eine herbe Enttäu¬schung und sie schämten sich sehr. Weder Tisch, noch Esel entfalteten Zauberkräfte. Der jüngste Sohn bekam von seinem Meister einen Sack, der einen schlagenden Stock herumtanzen ließ, wenn man ihm „Knüppel aus dem Sack“ zurief. Jeder Feind konnte so mühelos in die Flucht geschlagen werden, denn erst mit dem Befehl „Knüppel in den Sack“ hörte der Stock zu schlagen auf. Damit holte der Jüngste schließlich die Schätze seiner beiden Brüder wieder zurück...
1. Szene
Vor dem Haus. Sohn1 geht mit der Ziege auf die Weide. Sitzt dort und singt.
Sohn1: Ziege, bist du satt?
Ziege: Ich bin so satt, ich mag kein Blatt: meh meh!
Sohn1: Dann können wir ja nach Hause gehen, komm. Sie gehen ein Stück. Da kommt der Vater.
Vater: Nun, hat die Ziege ihr gehöriges Futter?
Sohn1: Oh ja, Vater, die ist so satt, sie mag kein Blatt.
Vater zur Ziege: Stimmt das, liebe Ziege? Bist du wirklich satt?
Ziege: Wovon sollte ich denn satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!
Vater: Was muss ich hören! Du Lügner! Mein Sohn ist ein Lügner!
Sohn1: Aber Vater ... Der Vater verjagt den Sohn, schubst ihn vor sich her.
Vater: Ei, du Lügner! Sagst, die Ziege wäre satt, und hast sie hungern lassen!
(zu Sohn2) ... Geh du mit der Ziege hinaus und sieh, dass sie ordentlich zu fressen hat!
Sohn2: nimmt die Ziege und geht mit ihr zu einer Wiese. Er sitzt dort eine Zeit lang, dann fragt er die Ziege:
Sohn2: Nun Ziege, bist du satt?
Ziege: Ich bin so satt! Ich mag kein Blatt: meh meh!
Sohn2: Gut, dann komm! Wir gehen nach Hause. Der Vater kommt ihnen entgegen.
Vater: Nun Sohn, hat die Ziege ihr gehöriges Futter bekommen?
Sohn2: Oh ja, Vater. Die Ziege ist satt und mag kein Blatt!
Vater zur Ziege: Nun Ziege, ist das wahr, bist du auch schön satt geworden?
Ziege: Wovon bitteschön sollte ich satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!“
Vater zum Sohn2: Du gottloser Bösewicht! So ein frommes Tier hungern zu lassen und den eigenen Vater so frech anzulügen! Na warte!
Er schubst seinen Sohn2 davon.
Vater zu Sohn3: Nun, Sohn, bist du als dritter an der Reihe. Sieh zu, dass die Ziege ihr gehöriges Futter bekommt!
Sohn3 geht mit der Ziege auf eine Wiese und wartet dort eine Weile, dass die Ziege frist. Dann fragt er sie:
Sohn3: So, es wird Abend, Ziege. Ich bin müde. Ich will nach Hause. Bist du endlich satt?
Ziege: Ich bin so satt! Ich mag kein Blatt: meh meh!
Sohn3: Gut. Dann komm ... Auch ihnen kommt der Vater entgegen.
Vater: Nun? Hat die Ziege ihr gehöriges Futter bekommen?
Sohn3: Oh ja. Die ist so satt, sie mag kein Blatt.
Vater zur Ziege: Stimmt das, liebe Ziege, bist du satt?
Ziege: Wovon sollte ich satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!
Vater: Das gibt es doch nicht. Auch du, ein Lügenbold! Einer so gottlos und pflichtvergessen wie der Andere! Ihr sollt mich nicht länger zum Narren haben! Keinen von euch will ich mehr sehen!
Zornig schubst er auch den Sohn3 hinaus. Er nimmt die Ziege und geht mit ihr auf die Weide.
Vater: So, du armes Tier, jetzt kannst du in Ruhe fressen, bis du so richtig satt bist! Musik. Nach einer Weile ... Musik aus. Vater: Ziege, bist du nun satt? Ziege: Ich bin so satt, ich mag kein Blatt: meh meh! Vater: Sehr gut. Dann lass uns jetzt nach Hause gehen. Endlich bist du einmal richtig satt.
Ziege: Wovon sollte ich satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!
Vater: Was? Was sagst du da? Ja, was soll das denn? ... Habe ich meinen Söhnen am Ende etwa Unrecht getan? Du bist doch satt, Ziege?
Ziege: Wovon sollte ich satt sein? Ich sprang nur über Gräbelein und fand kein einzig Blättelein: meh! meh!
Vater: Na warte, du undankbares Tier! Dich fortzujagen ist noch zu wenig, ich will dich zeichnen, dass du dich unter ehrbaren Schneidern nicht mehr darfst sehen lassen.
Er jagt sie davon wie zuvor seine Söhne.
Vater: So. Jetzt steh ich da, ganz alleine ... was mach ich jetzt nur? Wo sind meine Söhne wohl hin? Wo soll ich sie nur suchen? Ich armer Mann!
Musik.
2. Szene - Bühnenbildwechsel
Musik aus. Vor der Werkstatt.
Meister: Du warst der bravste und der fleißigste meiner Lehrbuben. Zum Dank will ich dir nun, da du auf Wanderschaft gehst, diesen Tisch hier schenken.
Sohn1: Aber Meister! ... Herzlichen Dank auch.
Meister: Der Tisch sieht nicht nach viel aus. Aber er kann etwas Besonderes: Wenn du ihn hinstellst und sagst „Tischlein deck dich!“ dann ist es in eins, zwei, drei mit einem sauberen Tischtuch, mit Messer, Gabel, Löffel und Teller bedeckt. Auch wirst du Schüsseln mit Salat und Gebratenem darauf finden.
Sohn1: Ja, da danke ich euch recht schön Meister! Auf Wiedersehen!
Meister: Machs gut, verhungern wirst du jedenfalls nicht!
Sohn1 macht sich auf den Weg. Sohn1 : Vielleicht schaue ich mit diesem Tischlein doch beim Vater vorbei. Mittlerweile wird sein Zorn ja verraucht sein. Und mit diesem Tischlein wird er seine Freude haben! Er trifft einen anderen Gesellen, der auch ein Tischlein mit hat.
Geselle: Ja, grüß dich! Auch auf Wanderschaft?
....
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