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Die TheaterBox versteht sich als Sprungbrett zum lustvollen Theaterspiel: unsere theaterpädagogischen Materialien animieren zum Lesen und freien Wiedergeben, Freies Sprechen macht Freude, Textlernen wird ganz leicht. Passend dazu bieten wir auch Stücke für Junges Theater ab 6 Jahren an.

THEATERBOX

Theater fördert viele Talente

 

LESEPROBE und Grundinfo

 

Häschen vermisst

Bühnen-Waldkrimi für Kinder ab 6 Jahren
© Christina Jonke

Inhalt:
Boris und Mia sind Geschwister, die von den Eltern in den Wald geschickt werden, um Holz für das Lagerfeuer vor dem Zelt zu suchen. Während Mia fleißig Holz sammelt, findet es Boris viel lustiger, die Tiere des Waldes aufzuscheuchen, sie zu erschrecken und zu quälen. Als er eines Tages einen Stein nach einem jungen Häschen wirft, verletzt er es. Das Häschen verschwindet daraufhin spurlos. Mutter Hase macht sich große Sorgen und bittet schließlich die Kräuterfee Pfefferminza um Hilfe. Diese erscheint Boris im Schlaf. Sie zwingt ihn dazu mit ihr im Wald nach dem Häschen zu suchen - erst wenn er das junge Tier findet, darf er wieder nach Hause zurück. Mia lässt ihren Bruder nicht im Stich und hilft ihm bei der Suche. Dabei stoßen sie auf verschiedene Tiere des Waldes, die alle schon die unrühmliche Bekanntschaft mit Boris gemacht haben. Nach und nach sieht Boris seine Untat ein und ändert auch sein Verhalten den Tieren gegenüber. Daraufhin helfen sie ihm bei der Suche und die Geschichte endet gut.

Dauer: cirka 35 Minuten

Ort der Handlung: Wald

Figuren:
- 14 Kinder (Mehrfachbesetzungen möglich)
- Mutter
- Mia
- Boris
- Pfefferminza
- Amsel
- Eule
- 2 Frösche
- Fliegenpilz
- Eichhorn
- Maus
- Igel
- Mama
- Hase
- Häschen


1 Szene

Im Wald. Auf einem kleinen Platz steht ein Zelt, davor ist ein Ring mit Steinen ausgelegt, darin liegen zwei dürre Äste. Daneben stehen vier Klappstühle um einen Tisch. In einem anderen Teil der Bühne steht eine Holzbank.

Mia und Boris spielen ein Brettspiel. Die Mutter kommt dazu.


Mutter: So, meine Lieben, wenn wir später wieder ein Lagerfeuer zum Würstchengrillen machen wollen brauchen wir noch Holz. Geht bitte in den Wald und sucht ein paar dickere, möglichst trockene Äste.

Boris: Aber ich gewinne gerade!

Mia: Ja, gleich Mama!

Mutter: Boris, du hilfst Mia! Es ist nicht schön, wenn sie alles allein machen muss.

Boris (zu Mia): Blöde Petze! (lauter) Wieso muss ich immer arbeiten! Die anderen Kinder müssen kein Holz im Wald sammeln!

Mutter: Mein lieber Boris, wenn du hier Würstchen essen willst, musst du auch etwas dazu leisten! Wir müssen alle zusammenhelfen!

Boris: Es reicht doch, wenn ihr arbeitet!

Mutter: Was soll nur aus dir werden, Boris? Du machst mir solchen Kummer mit deiner Faulheit!

Mia: Sei nicht traurig, Mama. Er wird schon noch gescheiter werden.

Mutter: Hoffentlich! - Aber jetzt lauft los, bevor es dunkel wird!

Die Mutter geht von der Bühne. Die Kinder stehen auf und gehen los. sie sammeln Holz. Mia fleißig. Boris sehr zögerlich. Er holt eine Steinschleuder aus seinem Hosensack und pfeffert einen Stein auf einen Baum.

Stimme aus dem Off: Aua! Spinnst du!

Mia: Hör auf damit, Boris! Lass die Tiere in Ruhe.

Boris: aber es ist lustig, wenn sie davonlaufen. Willst du auch einmal probieren?

Mia: Sicher nicht. Du sollst holz sammeln, nicht Tiere ärgern und quälen!

Boris: Du bist so eine Zimperliese! Glaubst du im Ernst, dass denen das irgend etwas ausmacht?

Mia: Sicher. Dir tut so ein Schnalzer mit einem Stein auch weh, oder?

Boris: Ja, sicher. Aber ich bin ja auch ein Mensch! Tieren macht das gar nichts aus. Die sind dafür viel zu blöd!

Mia: Das ist nicht wahr! Tiere fühlen und denken genauso wie wir Menschen. Irgendwann wird dich ein Wolf angreifen, dann weißt du, wie sich die Tiere fühlen, die dir begegnen.

Boris: Das glaubst du ja alles selbst nicht, was du da redest. - Ich bin müde.

Boris setzt sich auf eine Bank. Mia setzt sich dazu.


Mia: Ich bin auch müde.

Aneinander gelehnt schlafen die beiden ein.

Die Fee Pfefferminza erscheint, sie hat ein goldenes Buch mit, sie liest darin:

Was muss ich hier heut lesen? Der Boris ist´s gewesen!
Aber ja - da steht es, hier: Der Boris, der quält jedes Tier. Er freut sich seiner Schandtat noch, wenn ein Stein ein tiefes Loch schlägt in des Häschens Schädel. Nein!
Doch nicht genug der großen Pein: Frau Amsel erhebt auch die Klage der Boris hätte dieser Tage drei ihrer Kinder umgebracht, und dabei auch noch frech gelacht!

Gebrüder Frosch, das les ich auch, klagen über ihren aufgeblasenen Bauch, mit einem Strohhalm spitz und lang. Sie haben auch gesehen dann, wie Boris ihre Schwester Liese, gefangen hat auf einer Wiese, und ihr - nur so zum Zeitvertreib - die Beine riss aus ihrem Leib! Tot lag sie nachher im Schilf! Ach liebe Waldfee komm und hilf!, riefen die Tiere in ihrer Not, sonst sind bald viele von uns tot!

Oh Boris, Was hast du nur gemacht? Wie viel Kummer den Tieren gebracht? Sie fühlen genauso wie du jeden Schmerz, ja glaubst du, sie hätten kein Herz?

Denkst du noch an das kleine Häschen, den der Stein getroffen hat am rosa Näschen? Zur Strafe wirst du heute Nacht, noch bevor der neue Tag erwacht, unter Fichten, Föhren und Buchen das kleine Häschen suchen - ohne Ruhe und ohne Rast, bis du es gefunden hast! Die Fee nimmt Boris beim Ärmel und zieht ihn von der Bank hoch. Boris reibt sich müde die Augen und lässt sich nur widerstrebend mitnehmen.

Boris: Ich bin müde! Lass mich schlafen!

Mia schaut verschlafen nach Boris.


Mia: Die Fee hat schon Recht, Boris! Du hast wirklich genug Unheil angerichtet. Es wird Zeit, dass du damit aufhörst!

Fee: Ach Mia! Schlaf ruhig weiter, ich wollte dich nicht wecken. Boris hat das ganz alleine wieder gut zu machen. Und er soll verstehen was er angerichtet hat.

Mia: Nein, nein. Ich komme mit. Ich muss meinem Bruder doch helfen. Wir müssen zusammen helfen!

Fee: Du bist ein sehr liebes Mädchen, Mia. Deine Eltern können sehr stolz auf dich sein. Hast du auch keine Angst, jetzt. Im dunklen Wald?

Boris hat sich mittlerweile auf die Bank gelegt.

Mia: Nein, nein. Los Boris, steh auf. Sei nicht so faul! (sie rüttelt ihn)

Boris: Lass mich in Ruhe!

Mia: Nein. Komm jetzt. (Sie nimmt ihn am Arm und zerrt ihn mit sich)

Man hört verschiedene Tiere des Waldes (Vögel, Eule, es raschelt im Laub, ...) Mia, Boris und die Fee machen sich auf den Weg, Mia lauscht.

Mia: Was war das?

Eule: Ich. Mia schaut sich um: Wer ICH?

Boris: Mit wem redest du da? Etwa mit den Tieren? (er lacht) Du glaubst doch nicht im Ernst, dass sie dich verstehen, oder?

Mia: Sicher tun sie das! Hörst du sie denn nicht?

Fee: Nur wer daran glaubt, kann die Tiere verstehen und auch zu ihnen sprechen, weißt du Mia. Deshalb kannst du sie hören und Boris nicht. Boris: Hören kann ich sie schon ...

Eule: Ich bin die alte Waldeule. Ich sorge in der Nacht für Ordnung und Ruhe im Wald, damit die Tiere alle beruhigt schlafen können. Ich sehe alles, ich höre alles. Aber was sucht ihr denn hier mitten im Wald - zu dieser späten Stunde?

Fee: Boris hat hier etwas gut zu machen. Aber das soll er dir selbst erzählen!

Eule: Ja?

Boris: Wieder gut machen! Pfff. Schlafen wäre gut! Ich will nach Hause.

Eule: Oho! So bockig?

Mia rempelt Boris an: Jetzt sag schon, warum wir hier sind!

Boris: Was geht es die blöde Eule an, was wir hier tun?

Fee: Mein lieber Boris, deine ruppige Art bringt dich hier gar nicht weiter. Es nützt dir auch nichts, die Eule zu beleidigen - ganz im Gegenteil. Und eines kann ich dir auch flüstern: Du gehst heute Nacht nicht nach Hause, bevor du das kleine Häschen gefunden hast. Soviel will ich klarstellen!

Mia: Liebe Eule, kannst du uns vielleicht sagen, wo sich das Häschen versteckt hat?

Eule: Dir würde ich ja gerne helfen, mein Mädchen, aber ...

Mia: Mein Bruder meint es nicht so ...

Boris: Doch, das tut er!

Frau Amsel kommt geflogen: Was ist denn das hier für ein Lärm? Kein Auge kann man zutun! Den ganzen Tag suche ich Körner und Würmer für meine Kleinen. Das ist anstrengend! Und außerdem bin ich so fürchterlich traurig, dass ich am liebsten gar nicht mehr aufwachen würde. Drei meiner Kinderlein ... ach ich kann es gar nicht erzählen. Es ist zu traurig. Gleich muss ich wieder weinen...

Eule: Kummer muss man sich von der Seele reden, Frau Amsel ... erzähl uns, was passiert ist!

Frau Amsel: Wenn die kluge Frau Eule meint ... Also: Ich war mit einem Regenwurm zugange. Das hat ein wenig gedauert. Und als ich dann damit ins Nest flog um ihn meinen Kindern zu Mittag zu kredenzen, was musste ich da sehen? Drei meiner Kinder waren weg! Einfach weg! Alles was von ihnen noch zu finden war, waren ein paar Federn! Ein Bösewicht hat sie mit einem Stock aus dem Nest geschlagen, hat man mir später erzählt!

Eule: Das ist ja schrecklich, was Sie da erzählen, Frau Amsel!

Amsel: Ja. Ganz schlimm! Seit ein paar Wochen schon, treibt sich im Wald ein kleiner Mensch herum, der uns Vögel jagt, die Rehe aufschreckt und solche Sachen! Ich glaube, dass er meine Kleinen auf dem Gewissen hat!

Mia: Das tut mir aber sehr Leid, Frau Amsel!
Boris (spottet Mia nach): Das tut mir aber Leid Frau Amsel! Blödsinn. Es gibt ohnehin Millionen von Amseln hier. Auf drei mehr oder weniger kommt es sicher nicht an!

Mia: Boris! Wie kannst du so etwas sagen! (zu Frau Amsel): Entschuldigen Sie bitte. Er hat ein weiches Herz und will nicht, dass es jemand merkt. Deshalb ist er so ruppig. Er ist mein Bruder, wissen Sie, ich kenn ihn. Und deshalb weiß ich auch, dass er eines Tages erkennt, dass ... (Boris stößt sie an und sie verstummt)

Fee: Ja, meine lieben Tiere, wir müssen weiter. Schließlich sind wir hier, um das kleine Häschen zu finden. (zur Eule): Boris hat es nämlich mit einem Stein verletzt und nun ist es verschwunden. Mutter Hase war so verzweifelt, dass sie mich um Hilfe bat. Nun soll der Bursche zur Strafe die ganze Nacht lang nach dem Kleinen suchen bis er der Hasenmutter sagen kann, wo sie ihr Kind findet. Also sollten Sie etwas sehen oder hören, sagen Sie uns bitte Bescheid!

Die Fee und die beiden Kinder gehen weiter, Boris lässt sich von seiner Schwester unwillig mitziehen.

Boris: Wir finden das blöde Karnickel ohnehin nicht. Wahrscheinlich ist es schon gestorben und modert irgendwo vor sich hin.

Mia: Red nicht so einen Blödsinn! Natürlich werden wir das Häschen finden. Wir müssen es nur wollen. Sicher sitzt es frierend und weinend unter einem Busch und hat Angst. Wir müssen es finden - und zwar rasch! Denk lieber darüber nach, was du angerichtet hast! Oder glaubst du ich weiß nicht, dass du auch die drei Amselkinder auf dem Gewissen hast? Du musst nicht glauben, dass ich blöd bin - nur weil ich nichts gesagt habe!

Plötzlich bleibt Mia stehen.

Mia: Da, hörst du?

Boris: Was?

Mia: Unter dem Strauch hier. Sie bückt sich und holt zwei Frösche hervor.

Fee: Was ist denn mit euch geschehen?

Frosch 1: Quak, au ... nicht drücken! Au! Mein Kopf, mein Bein! Ahhh.

Fee: Um Himmels willen, wie ist denn das passiert?

Frosch 2: Man hat uns beiden übel mitgespielt! Ihm hat man ein Bein ausgerissen und ich kann auch kaum mehr springen.

Frosch 1: Völlig fertig sind wir. Wir können uns nicht einmal mehr Futter besorgen.

Mia: Ja schlimm seht ihr aus. Boris, hast du ein Taschentuch dabei? Wir müssen das Fröschlein hier verbinden!

Boris: Aber sicher nicht mit meinem Taschentuch!


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