Die TheaterBox versteht sich als Sprungbrett zum lustvollen Theaterspiel: unsere theaterpädagogischen Materialien animieren zum Lesen und freien Wiedergeben, Freies Sprechen macht Freude, Textlernen wird ganz leicht. Passend dazu bieten wir auch Stücke für Junges Theater ab 6 Jahren an.
THEATERBOX
LESEPROBE und Grundinfo
Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm
Dramatisierte Fassung von Christina Jonke
Für Spielerinnen und Spieler ab 6 Jahren
Spieldauer cirka 20 Minuten
© Christina Jonke
Dramatisierte Fassung
Handelnde Figuren:
- Mutter
- Goldmarie
- Pechmarie
- Frau Holle
Bühnenbilder: Im Garten vor dem Brunnen / Märchenland
Dauer: cirka 20 Minuten
Inhalt:
Es war einmal eine Witwe, die lebte mit ihren beiden Mädchen in einem ärmlichen Haus. Ihre leibliche Tochter war zwar faul und hässlich, dennoch liebte und verwöhnte sie diese sehr. Das andere Mädchen war die Stieftochter, die sämtliche Arbeiten im Haus verrichten musste und dafür gerade einmal die Reste zu essen bekam und die in einer kühlen kleinen Kammer auf einem harten Strohsack schlafen musste. Eines Tages saß die Stieftochter vor dem Brunnen im Garten und spann Wolle zu Garn, da fiel ihr die Spindel in den Brunnen. Die Mutter befahl ihr, die Spindel wieder herauszuholen und das Mädchen sprang in den Brunnen. Ohnmächtig blieb es am Grund des Brunnens liegen. Als es wieder erwachte, fand es sich in einer seltsamen Umgebung wieder. Es suchte die verlorene Spindel, da hörte sie Brotlaibe aus einem Backofen rufen: Wir sind fertig gebacken. Hol uns heraus, sonst verbrennen wir. Das Mädchen tat, wie ihm geheißen. Dann ging es wei¬ter und kam zu einem Apfelbaum, der darum bat, von seinen reifen Äpfeln befreit zu werden. Das Mädchen half gerne. Danach kam es auf seinem Weg an einem Haus vorbei, aus dem eine alte Frau mit gruselig langen Zähnen sah. Schnell wollte es weitergehen, doch die alte Frau bat darum, dass es ihr helfen solle. Da die Frau sehr nett mit ihm sprach, ließ sich das Mädchen überreden. Die alte Frau hieß Frau Holle und brauchte Hilfe im Haushalt, vor allem dabei, die Betten auszuschütteln. Sie erzählte dem Mädchen auch, dass es bei den Menschen schneie, wenn sie die Kissen so heftig ausschüttelt, dass die Federn durch die Luft flogen. Das Mäd¬chen erledigte die Arbeiten im Haus zur vollen Zufriedenheit von Frau Holle und erntete viel Lob. Dennoch wurde es eines Tages traurig. Es hatte Heimweh, obwohl es ihm hier viel besser ging als Zuhause. Das aller¬dings gefiel Frau Holle und sie brachte das Mädchen zum Tor ins Menschenreich, gab ihm die Spindel zurück und überhäufte es mit Goldstaub, als Belohnung für die gute Arbeit. Zuhause angekommen, erzählte die glückliche Goldmarie von ihren Erlebnissen bei Frau Holle. Die Mutter wollte natürlich, dass auch ihre leibliche Tochter so viel Gold nach Hause bringt und schickte sie auf den Weg durch den Brunnen. Unter Schimpfen und Murren sprang diese in den Brunnen. Beim bittenden Brotofen stapfte sie stur vorbei, am Apfelbaum schüttelte sie nur den Kopf und meinte, sie wolle doch keinen Apfel auf den Kopf bekommen und bei Frau Holle angekommen, begann sie gleich fleißig damit, die Kissen aus¬zuschütteln. Allerdings ließ der Eifer schnell nach. Schon am zweiten Tag machte sie nur mehr die Hälfte der Hausarbeit und am dritten Tag fand sie gleich gar nicht aus dem Bett. Also meinte Frau Holle, dass sie lange genug da gewesen sei und sie das Mädchen nicht länger brauchen könne. Die beiden gingen zum Tor und das Mädchen dachte, dass nun der Goldstaub auf sie nieder regnen würde. Stattdessen entleerte sich ein Eimer voll heißen Pechs über sie. So schwarz und schmutzig kam die Pechmarie nach Hause und wurde von der Mutter tüchtig ausgeschimpft. Ab diesem Zeitpunkt wurde sie vom Pech verfolgt, während sich für Goldmarie alles glücklich fügte.
Bild 1
Garten: Mutter, Pechmarie, Goldmarie
Mutter: Hast du schon die Suppe auf den Herd gestellt?
Stieftochter: Ja, liebe Mutter.
Mutter: Die Betten gemacht?
Stieftochter: Ja, liebe Mutter.
Mutter: Staub gewischt?
Stieftochter: Ja, liebe Mutter.
Mutter: Die Blumen gegossen?
Stieftochter: Das sollte doch Marie machen!
Marie: Wie bitte?
Mutter: Wieso sollte meine zarte Tochter die Blumen gießen?
Stieftochter: Weil ich doch schon so viele Aufgaben zu erledigen habe, dachte ich, dass Marie auch etwas tun könnte.
Marie: Du bist ja wirklich zu allem zu faul!
Mutter: Hab ich es nicht dir aufgetragen, die Blumen zu gießen?
Stieftochter: Ja, liebe Mutter.
Mutter: Ich wünsche nicht, dass du dich meinen Anweisungen widersetzt!
Stieftochter: Nein, liebe Mutter.
Mutter: Sei froh, dass du nach dem Tod deines Vaters hier in diesem Haus bei uns wohnen darfst.
Marie: Du Bettelpack!
Stieftochter: Ich bin sehr froh und dankbar, liebe Mutter.
Mutter: Na also. Dann sei fleißig, damit du dir dieses schöne Leben hier bei uns auch verdienst! Vergiss darum nicht, die Blumen zu gießen, später.
Stieftochter: Ja, Mutter.
Mutter: Geht das Spinnen hier nicht schneller, Mädchen?
Stieftochter: Ich tue, was ich kann, liebe Mutter.
Marie: Ja, viel kannst du wohl nicht!
Mutter: Wie kann man nur so langsam und faul sein! Bis Mittag bist du fertig!
Stieftochter: Ich bemühe mich, liebe Mutter.
Mutter: Das will ich hoffen! Wenn nicht, wirst du statt zu essen einfach weiterspinnen! Und wenn es bis zum Abend dauern sollte!
Marie: Und die Blumen gießen musst du dann auch noch ...
Mutter und Marie gehen ab.
Stieftochter: Au! Ach, mir springt schon die Haut auf, die Hände sind schon blutig. Ich muss sie waschen.
Sie beugt sich in den Brunnen.
Stieftochter: Oh! Oh Gott, oh Gott, oh Gott. Hilfe!!!!
Musik.
Bild 2
Im Märchenland: Goldmarie, Frau Holle
Goldmarie: Wo bin ich? Oh, mein Kopf tut weh! ... Was für eine schöne Wiese, voll bunter Blumen, die ich noch nie gesehen habe. Wie bin ich denn hier her gekommen?
Backofen: Hilf mir bitte! Das Brot ist fertig.
Goldmarie: Wer spricht denn hier?
Backofen: Ich. Bitte hilf mir und hol das Brot heraus.
Goldmarie: Ein sprechender Backofen? Mitten auf einer Wiese? Seltsam!
Backofen: So hilf mir doch endlich. Das Brot verbrennt sonst!
Goldmarie: Na gut. Ein Brot, zwei Brote, drei, vier, fünf ... so. Fertig.
Backofen: Danke! Das hast du gut gemacht. Du bist ein sehr hilfsbereites Mädchen.
Goldmarie: Das habe ich doch gerne gemacht. Ich möchte schließlich auch, dass man mir hilft, wenn ich darum bitte.
Backofen: Ja, das verstehe ich.
Apfelbaum: Bitte schüttle mich!
Goldmarie: Wie?
Apfelbaum: Schüttle mich, bitte!
Goldmarie: Wen soll ich schütteln? Wer spricht denn da?
Apfelbaum: Hilf mir bitte, meine Äpfel hängen so schwer an mir, dass ich meine Äste kaum mehr halten kann!
Goldmarie: Ach du bist es, du schöner Apfelbaum! ... Hast du viele schöne Früchte, die kann ich unmöglich alle so im Gras liegen lassen. Ah, da sind ja Obstkisten.
Apfelbaum: Du bist ein sehr nettes Mädchen.
Danke für deine Hilfe!
.....