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THEATERBOX

Theater fördert viele Talente

 

LESEPROBE und Grundinfo

 


Jorinde & Joringel

Märchen aus der Sammlung der Gebrüder Grimm
Dramatisierte Fassung von Christina Jonke

Für Spielerinnen und Spieler ab 7 Jahren
Spieldauer cirka 15 Minuten

© Christina Jonke


Dramatisierte Fassung

Handelnde Figuren:

- ErzählerIn
- Jorinde
- Joringel
- Erzzauberin/Katze

Bühnenbilder: Wald, Schloss
Dauer: cirka 12 Minuten



Inhalt:

Es war einmal ein altes Schloss, das stand mitten in einem dichten Wald voller alter, knorriger Bäume. In dem Schloss lebte eine Frau, die sich am Tage als Katze oder Eule unter die Menschen mischte. Bei Nacht nahm sie Menschengestalt an. Die Leute im Dorf wussten zu erzählen, dass sie eine Erzzauberin war. Wer ih¬rem Schloss zu nahe kam, und zu nahe waren schon 100 Schritte Entfernung, wurde verzaubert und erstarrte. Doch junge Leute wie Jorinde und Joringel kümmerten sich nicht um die Reden der Menschen im Dorf. Sie waren verliebt, und wie! Um sich ungestört treffen zu können, verabredeten sie sich eines Tages im Wald. Jo¬rinde kam als erste vergnügt trällernd zu ihrem Treffpunkt, der ziemlich nahe am Schloss war. Sie setzte sich auf einen Baumstumpf, sang laut ein Lied und wartete auf ihren Geliebten. Doch der ließ auf sich warten. Statt Joringel kam eine schöne schwarze Katze des Weges und strich Jorinde um die Beine – und da geschah es: Sie konnte sich plötzlich nicht mehr bewegen! Da sah sie ihren Geliebten des Weges kommen, konnte ihn aber nicht warnen, dass er ihr fern bleiben solle, denn aus ihrer Kehle drang kein Ton. Die Erzzauberin verwan¬delte sie sogar in einen Vogel und sperrte ihn in einen Käfig. Als Joringel das sah, lief er hin und wurde gleich selbst Opfer des Banns, er konnte sich nicht mehr rühren. Er jammerte und klagte, doch nichts half. Die Katze trug den Vogel fort, ins Schloss. Als es Nacht wurde, kam die alte hässliche Frau auf Joringel zu, befreite ihn von dem Zauber und schickte ihn fort. Lange verdingte sich Joringel in der Nähe des Schlosses als Schafhirte, immer wieder lief er zu dem alten Gemäuer und rief nach seiner geliebten Jorinde – doch ohne Erfolg. Eines Nachts träumte er von einer blutroten Blume mit einer Perle in der Mitte. Er pflückte die Blume und lief damit zum Schloss. Was immer er mit der Blume berührte wurde vom bösen Zauber befreit, auch sein Mädchen, Jorinde. Kaum war er aus diesem seltsamen Traum erwacht, machte er sich auf die Suche, diese Wunderblume zu finden. Er war ganze Tage unterwegs, bis er endlich auf eine wunderschöne rote Blume mit einem großen glitzernden Tautropfen in ihrem Kelch stieß. Er nahm sie mit und machte sich auf den Weg zum Schloss. 100 Schritte vor dem Gebäude zauderte er, doch schon öffnete sich das Tor und er konnte unbehelligt hindurchgehen, als ob sein Besuch erwartet worden wäre. Er folgte einem regen Vogelgezwitscher und fand in einem Saal siebentausend Vogelkäfige und die Erzzauberin, die, als sie ihn sah, gar böse schimpfte und fluchte. Doch sie konnte durch den Schutz der Blume nicht an ihn heran. Joringel aber berührte die böse Frau mit der Blume und ab diesem Moment war es mit ihrer Zauberei vorbei. Joringel befreite alle Vögel, darunter auch seine Jorinde. Ab diesem Zeitpunkt waren die beiden unzertrennlich. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann ....



Bild 1

Wald: ErzählerIn, Jorinde, Joringel, Erzzauberin

ErzählerIn:
Es war einmal ein Schloss, mitten in einem großen Wald. Da lebte die Erzzauberin. Sie erschien bei Tag in der Gestalt einer Katze und bei Nacht in der einer alten gebrechlichen Frau. Kam jemand auf 100 Schritte an ihr Schloss heran, versteinerte sie ihn. War es eine Jungfrau, die auf 100 Schritte herankam, verwandelte sie das Mädchen in eine Nachtigall und sperrte sie im Schloss ein.
Musik.

Jorinde: Joringel! ... Joringel! ... Wo bist du?
Joringel: Hier! Jorinde ... ich hör dich, aber ich kann dich nicht sehen!
Jorinde: Ich bin hier! Hier!
Joringel: Ah, da bist du ja, meine Liebe! Meine Allerliebste! Die schwarze Katze schleicht heran.
Schwarze Katze: Hundert Schritt sind´s bis zu des Schlosses Mauer – da leg ich mich schnell hier auf die Lauer – mach aus der Jungfrau hübsch und rein – ein kleines, nettes Vögelein!
Joringel: Nicht weitergehen, Jorinde. Halt! Denk an die Erzzauberin! Jorinde pfeift wie ein Vogel (geht ab).
Joringel: Meine Liebe! ... Wo bist du jetzt plötzlich hin. Jorinde pfeift wieder.
Joringel: Wo bist du? So sprich mit mir.
Die schwarze Katze streicht um Joringel herum.
Katze: Auch der fesche Junggesell – wird verzaubert in ein Gestell – kann sich nicht rühren, noch bewegen – ist er auch noch so tapfer und verwegen.
Joringel: Verschwinde, du schwarzes Vieh. Du hast doch sicher etwas mit Jorindes Verschwinden zu tun!
Katze: Stimmt. Beide seid ihr in mein Reich eingedrungen.
Joringel: Aber das Schloss ist doch noch so weit weg!
Katze: Ja, einhundert Schritte. Du wusstest doch, was dann passiert, nicht?
Joringel: Ja, man erzählt sich einiges im Dorf von einer unheimlichen schwarzen Katze.
Katze: Du hast es nicht geglaubt, oder?
Joringel: Stimmt. Ich dachte es ist leeres Geschwätz. Ach bitte, liebe Katze! Gib mir meine Jorinde wieder.
Katze: Warum sollte ich?
Joringel: Sie hat dir nichts getan!
Katze: Aber es ist meine Bestimmung die Jungfrauen zu verwandeln.
Joringel: Aber wieso denn?
Katze: Einfach so. Joringel: Bitte lass sie frei! Wir wollen doch heiraten, eine Familie gründen ....
Katze: Das kümmert mich nicht, gar nicht.
Joringel: Können wir nicht einen Handel eingehen? Du gibst mir Jorinde wieder und ich sorge dafür, dass niemand mehr deinem Schloss zu nahe kommt.
Katze: Das ist langweilig.
Joringel: Du gibst mir meine Jorinde zurück und ich geben dir die Hälfte von dem, was ich besitze!
Katze: Ich brauche nichts.
Joringel: Dann schlag du etwas vor.
Katze: Ich hebe nun deinen Zauber auf und du lässt dich hier nicht mehr blicken. Du gehst mir schrecklich auf die Nerven mit deinem Gejammer.
Joringel: Aber meine Jorinde!
Katze: Verschwinde!
Katze geht ab. Joringel irrt im Wald umher.
Joringel: Was soll ich nur tun? Ich kann doch nicht ohne Jorinde ins Dorf zurückkehren. Ich muss nachdenken ...
Musik.
ErzählerIn: Kaum hatte sich Joringel zum Nachdenken auf den weichen Waldboden gelegt, schlief er auch schon ein. Er träumte von einer blutroten Blume, die eine wundervolle Perle in der Mitte hatte. Als er die schwarze Katze mit der Perle berührte, verlor sie ihre Zauberkraft.
Musik.
Joringel: Ahh! Der Schlaf hat mir gut getan - auch wenn ich seltsam geträumt habe. Aber vielleicht steckt ein Funken Wahrheit in dem Traum! Ich mache mich am Besten gleich auf die Suche, vielleicht gibt es ja wirklich eine solche Blume ... da, was für eine schöne blaue Blume! ... Aber ich brauche eine rote. Dort! Nein, diese ist orange. Hier! Eine rote Blume! Aber sie hat keine Perle in der Mitte. Da schau her! Diese rote Blume hat einen Tautropfen in der Mitte. Der Morgentau soll ja auch magische Kräfte haben. Vielleicht funktioniert es mit dieser Blume, dass ich Jorinde aus den Fängen der Erzzauberin befreien kann. ... Na warte! ... Nur mehr wenige Schritte bis zum Schlosstor! ... Und ich bin noch immer in Bewegung, nicht verzaubert. Nun berühre ich das Schlosstor - so wie in meinem Traum. ... Es funktioniert! Es funktioniert tatsächlich! - Musik.


Bild 2

Schloss: Joringel, Erzzauberin, Jorinde

Joringel: Ich bin im Schloss. Ich habe tatsächlich die Zauberblume gefunden. Aber wie finde ich Jorinde? ... Jorinde? ... Jorinde, bist du hier irgendwo?
Jorinde zwitschert und pfeift (bleibt unsichtbar).
Erzzauberin: Was tust du hier?
Joringel: Ich will Jorinde befreien, was sonst?
Erzzauberin: Du hast hier nichts zu suchen! Verzieh dich, oder ich verwandle dich wieder: Ich sage nur: Junggesell – bewegungsloses Gestell!
Joringel: Du kannst mir gar nichts tun. Außerdem hast du überhaupt keine Zauberkraft mehr.
Erzzauberin: Spinnst du! Wieso sollte ich nicht mehr zaubern können? Na warte!
Joringel: Sag mir lieber wo Jorinde ist.
Erzzauberin: Auch der fesche Junggesell – wird verzaubert in ein Gestell – kann sich nicht rühren, noch bewegen – ist er auch noch so tapfer und verwegen.
Joringel: Ach, hör doch auf! Ich hab jetzt wirklich keine Zeit für deine blöden Spielchen!
Erzzauberin: Blöde Spielchen? Du ... du ... wieso bist du nicht erstarrt?
Joringel: Ich hab dir doch gesagt, dass du nicht mehr zaubern kannst.
Erzzauberin: Aber das gibt es doch nicht. Wie hast du das gemacht? Bist du der Teufel oder was?
.....



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